Δευτέρα 14 Οκτωβρίου 2013

Eftychia-Christina Aivaliotou: "Die Krise hat uns allen eine Lektion erteilt"


Interview der Direktorin der Griechischen Zentrale für Fremdenverkehr in Frankfurt bei der "Griechenland Zeitung".
Das Interview führte Jahn Hübel.

GZ: Sie haben vor kurzem den Posten der EOT-Zentrale in Frankfurt übernommen. Welcher Art sind die bisherigen Bindungen zu Deutschland bzw. zum deutschsprachigen Raum?

AIVALIOTOU: Ich hegte schon als Kind stets starke Gefühle des Respekts für Deutschland. Ich habe die deutsche Sprache erlernt, ich habe bei deutschen oder griechischen Firmen gearbeitet; außerdem habe ich ein Semester an der Universität Wien studiert. Diese Beziehungen haben mich motiviert, immer mehr über Deutschland zu erfahren. Ich bin jetzt in Frankfurt am Main und schätze diesen Ort, vor allem, dass die Deutschen sehr hilfsbereit und gut organisiert sind.

GZ: Wie ist ihr beruflicher Werdegang?

AIVALIOTOU: Studiert habe ich Tourismus-Entwicklung und Wirtschaft, seit 2010 bin ich verbeamtet. Zuletzt war ich in Athen und im Tourismus-Ministerium tätig.

Mehr als 2,5 Millionen Gäste aus Deutschland

GZ: Griechenland durchlebt schwierige Zeiten. Wie ist Ihr Bereich in Deutschland davon betroffen?

AIVALIOTOU: Natürlich hat die Krise die Fremdenverkehrszentrale EOT beeinflusst, das Budget für das Marketing etwa; auch sind die Verwaltungskosten niedriger geworden. Wir versuchen jetzt, durch neue Marketinginstrumente unsere Präsenz auf dem deutschen Markt zu stärken. Schwerpunkte sind dabei der Online-Bereich und die Social-Media. Das ist weniger zeitaufwändig und noch dazu kostet es weniger. Unsere Mitarbeiter sind nicht direkt betroffen, aber natürlich versuchen wir insbesondere administrative Kosten zu senken.

GZ: Medien- und Tourismusexperten vertreten die Ansicht, dass 2013 ein Rekordjahr im Tourismus werden soll. Wie lauten die aktuellen Besucher-Zahlen aus Deutschland?

AIVALIOTOU: Die Zahlen steigen definitiv. 2013 wird tatsächlich ein Rekordjahr werden. Unsere aktuellen Daten zeigen einen Zuwachs im zweistelligen Bereich. Wahrscheinlich werden an die 2,5 Millionen Deutsche Griechenland besuchen. Insgesamt erwarten wir in diesem Jahr 17 Millionen Gäste.

Stabilität und Sicherheit sind starke Argumente

GZ: Das erinnert an die guten alten Zeiten...

AIVALIOTOU: Ja, im Gegensatz zum letzten Jahr vor allem. Und die Buchungszahlen steigen weiter an. Ich stehe mit unseren Online-Partnern in Kontakt und weiß daher, dass auch jetzt noch viele Deutsche Tickets nach Griechenland buchen. Im persönlichen Gespräch gewinne ich immer wieder den Eindruck, dass viele Deutsche Griechenland gerne besuchen wollen. Der erste Faktor dafür ist die politische Stabilität, die Menschen fühlen sich sicher, wenn sie nach Griechenland kommen.
Marketingaktionen, Newsletter, Kontakte zu Journalisten in großen Reisezeitschriften ... Das ist nur die eine Seite. Speziell die Senkung der Mehrwertsteuer in der Gastronomie von 23 auf 13 Prozent, das hat die Deutschen stark überzeugt, dass Griechenland erste Schritte in Richtung Entwicklung unternimmt.

GZ: Wie wurde diese Entwicklung von den Reiseveranstaltern aufgenommen?

AIVALIOTOU: Sehr, sehr positiv. Das schlechte Image Griechenlands ist längst vorbei. Die Reiseveranstalter sind bereits davon überzeugt, und jetzt überzeugen sich auch immer mehr Touristen vor Ort davon. Sie fühlen sich wieder sicher in Griechenland. 2010 und 2011 waren noch schlechter besuchte Jahre, doch die wiedererlangte Stabilität hat sich als sehr positiv für den Tourismus herausgestellt.

Wichtiges Ziel ist die Verlängerung der Saison

GZ: Das Jahr 2013 steuert, auch touristisch, dem Ende entgegen. Wie wollen Sie 2014 vorgehen? Was erwarten Sie für das kommende Jahr?

AIVALIOTOU: Natürlich haben wir einiges für das Jahr 2014 vorbereitet, neue Marketingstrategien, PR-Veranstaltungen... Unser oberstes Ziel ist die Verlängerung der Tourismus-Saison durch neu Produkte sowie neue Destinationen allgemein. Griechenland soll nicht nur im Sommer ein Reisedomizil sein.

GZ: Das versucht man ja schon seit Jahren, aber es hat bis jetzt nie richtig geklappt...

AIVALIOTOU: ... Ich glaube, dieses Produkt ist herangereift durch die zahlreichen Diskussion des EOT, vor allem mit Hoteliers und Reiseveranstaltern. Bisher gab es in diesem Bereich keine ausreichende Kooperation, und es fehlten zum Teil auch die Motive. Das hat sich mittlerweile geändert. Viele Hoteliers, mit denen ich gesprochen habe, sind bereit, ihre Saison auch über den 15. Oktober hinaus zu verlängern. Dasselbe gilt auch für Restaurants usw.

Im Gespräch mit Fluggesellschaften

GZ: Ein wichtiger Punkt, um die Saison erfolgreich zu verlängern, sind ja auch neue Tourismusformen. Wie steht es damit?

AIVALIOTOU: Griechenland hat ja nicht nur Strand und Sonne. Man kann bei uns auch sehr gut wandern, sich mit der Kultur auseinandersetzen ... Auch das griechische Festland hat viel zu bieten, es müssen nicht immer die Inseln sein. Es gibt nicht zuletzt auch den religiös oder archäologisch orientierten Tourismus, denn wir haben eine vielseitige und besonders reiche Tradition in diesen Bereichen. Man sollte zum Beispiel auch den Wein-Tourismus und die Gastronomie fördern. Wir haben so viele Flüsse, die sich gut für Kajak-Fans eignen.
Ein Problem, das dem im Wege steht, sind die zum Teil noch wenigen Flugverbindungen. Daran muss sich etwas ändern. Deshalb spreche ich sehr oft mit den Fluggesellschaften.

Stärkere  Kooperation mit der deutschen Seite

GZ: Gibt es im Rahmen der Deutsch-Griechischen Versammlung schon konkrete Projekte für den Tourismussektor?

AIVALIOTOU: Ich werde jetzt im Oktober zum ersten Mal an der Deutsch-Griechischen Versammlung in Nürnberg teilnehmen und freue mich sehr darauf. Ich bin sicher, es werden Vorschläge unterbreitet, wie man neue Zielgruppen oder die Saison verlängert usw.

GZ: Kürzlich wurde ein neues Tourismus-Gesetz von der Regierung verabschiedet. Wie ist der Kern dieses Gesetzes.

AIVALIOTOU: Es geht dabei um die Übertragung von Zuständigkeiten und um Umstrukturierung. Viele Aufgabebereiche werden vom EOT zum Ministerium verlagert, es bekommt eine stärkere Rolle. Änderungen gab es auch bei der Auswertung und Ausnutzung der statistischen Daten. Ziel ist es auch, die Verfahren zur Förderung von Investitionen in der Tourismusbranche zu vereinfachen. Ein Fokus wurde auch auf die Verbesserung der touristischen Ausbildung gelegt. Man sieht schrittweise ein, dass der Tourismus der wichtigste Bereich unserer Wirtschaft ist. Mit professionellen Arbeitskräften, mit einem gut strukturierten Ministerium, das effizient arbeiten kann, und mit der wiedererlangten Wettbewerbsfähigkeit wird sich ganz sicher vieles Ändern.

GZ: Es gibt ab und an Kritik von Urlaubern, die irgendwas während ihres Urlaubs in Griechenland nicht gut fanden und sich vielleicht nach ihrem Aufenthalt bei der EOT-Zentrale in Frankfurt beschweren oder Hinweise geben. Wie reagieren Sie drauf?

AIVALIOTOU: Ich bin erst seit etwa mehr als zwei Monate auf dem neuen Posten in Frankfurt und habe bisher keine Beschwerden erlebt. In der Vergangenheit habe ich zum Beispiel von kritischen Stimmen bezüglich des Tierschutzes in Griechenland gehört. Das ist sicherlich ein wichtiges Thema, allerdings haben wir da wenig Einflussmöglichkeiten. Zuständig sind die jeweiligen Tierschutzbehörden. An diese Stellen leiten wir dann entsprechende Beschwerden weiter.

Nachdenken über neue Produkte und Leistungen

GZ: Was sind die stärksten "Waffen" des griechischen Tourismus im Konkurrenzkampf mit anderen Mittelmeerländern?

AIVALIOTOU: Wie gesagt: Griechenland ist nicht nur Sonne und Strand. Wir haben eine lange und vielfältige Geschichte und Kultur, unsere Gastronomie ist in vielerlei Hinsicht einzigartig und das Land bietet eine unglaubliche landschaftliche Vielfalt. Die Ionischen Inseln unterscheiden sich zum Beispiel architektonisch sehr von den Kykladen, das Festland ist auch ein Abenteuer für sich. Darüber hinaus sehe ich, wie sich die Touristen für die griechische Kultur und Lebensart interessieren. Die Qualität unserer Weine etwa ist sehr gut, auch im Vergleich zu anderen Ländern. Es gibt zahlreiche neue Produkte, wie z.B. unsere Thermalquellen -Spa und Wellness-, die die Chance haben, unseren Platz im internationalen Wettbewerb zu verbessern. Dem griechischen Tourismus stehen noch viele Möglichkeiten offen. Leider sieht die Mehrheit der Touristen in Griechenland nur Meer, Strand und Erholung. Wieso sollte man nicht auch Athen besuchen?

GZ: Griechenland steckt gegenwärtig in einer tiefen Wirtschaftkrise. Kann man dieser Krise etwas Positives abgewinnen, was den Tourismus betrifft?

AIVALIOTOU:  Ich glaube, die Krise hat uns allen eine Lektion erteilt. Das Preis-Leistungs-Verhältnis hat sich geändert, es wurde wieder ein Gleichgewicht hergestellt. Man denkt jetzt an Alternativen, an neue Produkte und Leistungen. Man setzt auch auf andere Werbemittel, die sogar mehr Erfolge bringen als die konventionelle, teure Werbung der letzten Jahre. Und letztendlich ist es die beste Werbung, wenn sich das Positive herumspricht und die Menschen selbst von ihren Erfahrungen berichten. Wir Griechen sind sehr herzlich und gastfreundschaftlich; vielleicht ist das sogar unsere größte Stärke - und die wurde durch die Krise in keiner Weise negativ beeinflusst.

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